about cd "u.b. axe"

Was viele anstreben...Progressive Newsletters 4/02

Das neueste Werk...Crossover 1/02

An der Grenze zum Unterbewußten...Bühne LE 5/01


Satyr, PowwowSophisticated Rock Magazin 8/97

Filigrane Klangnetze...Bühne Leipzig 4/97

Dionysische Geräusche...Crossover 9/99


Eher zufällig...Sophisticated Rock Magazin 6/96

Klanggenuß...LVZ 4/99

In den Strömungen von Satyr... Das Teil(Interview) 5/99

Es ist einfach...Freie Presse 4/00

about cd "powwow"

konzerte / interviews

p r e s s e a k t u e l l

Progressive Newsletters 4/02

Was viele anstreben, der Band Satyr gelingt´s! Nämlich eine absolut eigenständige, unverwechselbare Note in den ganzen progressiven Kosmos zu bringen. Doch der Reihe nach: Bei Satyr handelt es sich im Wesentlichen um das Bandprojekt von Pierre Bosolum. Dieser schreibt sämtliche Texte und die Musik, sorgt für Produktion und Coverdesign, singt und bedient laut Hüllentext neben Gitarre und Piano u.a. auch noch das/den (?) Xoxpeso (keine Ahnung, was das ist!). Mit U.B. Axe legen Satyr erst die zweite CD nach der im Stil ähnlichen Powwow (1997) vor. Auf U.B. Axe erwartet den aufgeschlossenen Hörer ein Feuerwerk unterschiedlichster Stile und Einflüsse aus Folk, Klassik, Ethno, Metal, Progressive-Rock und Avantgarde. Der erste Titel Maundy Thursday bspw. beginnt mit einem auf einer Djembe getrommelten Rhythmus, dann setzt eine arabisch klingende Cello-Figur ein, die mit den Trommeln einen hypnotischen Groove schafft, es folgt ein düster-dramatischer Satzgesang, das Piano umspielt die Gesangsstimmen, plötzlich sorgt ein lyrisches Streicher-Intermezzo für kurzzeitige Entspannung, bevor der Orient-Express wieder anrollt. Andere Bands als Vergleich zu benennen fällt schwer, zumal Stimmungen auch mitten im Song wechseln, etwa vom ruppigen Stakkato zum weichen Streichersound und wieder retour. So klingt´s etwa mal eher harmonisch nach Renaissance oder Ougenweide, dann wieder ziemlich abgedreht nach Gentle Giant oder Univers Zero. Hinzu kommt, dass neben Englisch auch schon mal in Latein bzw. Kolumbianisch (!) gesungen wird. Dass die ganze Chose trotz geschilderter Stilvielfalt nicht beliebig, sondern wie aus einem Guss daherkommt, ist einigen markanten, verbindenden Elementen geschuldet: den oft sehr akustischen, mitunter kammermusikalischen Arrangements (v.a. von Piano und Cello), den Ethno-Elementen, den Satzgesängen von Bosolum samt den 2 Sängerinnen, den hypnotischen Rhythmen sowie vor allem den sehr surrealistisch anmutenden Texten. Oder wie soll man es nennen, wenn in einem Song wie Caravan nacheinander von Kreuzrittern, chinesischen Badmintonspielerinnen, bemannten Marsmissionen und Buchstabensuppe die Rede ist? Ich glaube, hier haben auch abgebrühte Magmahörer noch etwas zu knabbern. Für die notwendige Bodenhaftung sorgen dabei groovende Rhythmen sowie ein Gespür für fesselnde, spannungsreiche Melodien, oft mit einer etwas melancholisch-düsteren Note. Der einzige Wermutstropfen ist, dass gegen Ende der CD ein wenig die Spannung draußen ist und es musikalisch etwas platt klingt. Vielleicht ist der Effekt aber auch gewollt, zumal es mitunter schon recht mystisch abgeht.

Gerald Matuschek

p r e s s e c h r o n o l o g i s c h
Sophisticated Rock Magazin 6/96

Eher zufällig verschlug es mich eines kalten Samstag Abends in den legendären Leipziger Studentenclub, um dort ein Klasse-Konzert einer mir bis dahin unbekannten Band zu erleben. Akustische & elektrische Gitarre, Bassgitarre, Violine & Cello, Piano & Synthesizer, Schlagzeug, viel Percussion und zwei Backgroundsängerinnen: schon die ausgefallene Insrumentierung bzw. Besetzung weckte gespannte Erwartungen, die in den gut anderthalb Stunden absolut erfüllt wurden.

Schwungvoll gings los, mit perlenden Pianokaskaden, energischen Violinenläufen, treibender Rhythmus vom Schlagzeug, dazu dramatisch theatralischer Gesang, dann ein Break, nun schlägt der Drummer Synkopen, der Backgroundchor baut sich auf, noch ein Break, jetzt ein lyrisches Violinenintermezzo ehe das Tempo wieder angezogen wird. Eine ganz wilde Mischung aus Folk, Klassik, Progrock, Ethno, Avantgarde und was weiß ich noch alles. Und dies mit unglaublich variablem, komplexem und dabei groovigem Drumstil, traumhaft sicheren Breaks und schönem Zusammenspiel von Piano und Violine, die oft als Leadinstrument in Erscheinung tritt. Für Überraschungen ist gesorgt, jeder Song baut eine eigentümliche Spannung auf, der man sich nur schwer entziehen kann. Dazu tragen auch die ausgefeilten Arrangements bei; mal ein Gelächter, A-capella-Chöre, ein dichter Percussions-teppich, Hall, indische Wortfetzen etc.. Texte in Deutsch und Englisch über so obskure Dinge wie Frösche im Hinterhof des Gartens oder furchterregende Lüftungsklappen der Post. Dementsprechend versponnen-abgedreht werden die Songs vom Sänger angekündigt, aber es passt gut zum assoziationsreichen und phantasievollen Charakter der Musik. Progressive Rockmusik, die sich nicht müde hinschleppt (Abt. 1000 mal gehört...) oder mit Elektronik überfrachtet ist, sondern absolut frisch daherkommt von einer Band, die mit ihrer Spielfreude auch das Publikum an diesem Abend begeistert. Musik für Kopf, Bauch und Beine. So muß es sein.

Gerald Matuschek

"Bühne LE 4/97

"POWWOW" - Gefangen in filigranen Klangnetzen

SATYR gehen auf neuer CD erneut faszinierende eigene Wege. "POWWOW" kommt aus einer indianischen Sprache und steht für "Versammlung" oder "Gedankenaustausch" - seit kurzem auch als Tonträger-Erstling eines Projekts, das zweifellos zu den spannendsten dieser Stadt gehört: Die Songs des Pierre Bosolum erzählen weniger Geschichten undschon gar keine, die das Leben schreibt, sondern beschreiben Gefühlsustände. Bosolum streift herum "Auf den Hinterhofmetern des Gehirngartens", geht eigenen Assoziationsketten nach. Er singt sowohl deutsch als auch englisch. Im Booklet erscheinen die Texte in beiden Sprachen, was neue reizvolle Konstellationen ergibt: "Plötzen in Plötzlichen Pfützen" tummeln sich daselbst nicht imErgebnis einer wörtlichen Übersetzung ... Zuweilen flüchtet Bosolum in die mystische Welt des "Amency Waowhance" ein Idiom "englischer Auswanderer, die jahrhundertelang im panamanesischen (!) Dschungel von der Außenwelt abgeschnitten waren".
Im Instrumentarium seiner Band "SATYR" wird das Rockbesteck erweitert durch allerlei Streicher und Schlagwerk. Bis auf wenige Ausnahmen wird auf natürliche Klangfarben gesetzt: Auch ohne elektronische Effekthascherei ist aus den Instrumenten bedeutend mehr Klangspektrum herauszuholen als viele (zum Teil auch Musiker selbst) vorher glaubten. Kompositorisch verläßt Bosolum die ausgetretenen Pfade der Popularmusik, schlägt sich lieber ins dichte Unterholz links und rechts des Weges. Die Stücke stecken voller Überraschungen, plötzliche Wendungen und rhythmischer Brüche. Jedes Instrument führt ein munteres Eigenleben, Pierres Stimme sowieso - da werden filigrane Netze gewoben, zwischen deren Maschen surreale Welten entstehen. Bei jedem Hören aufs neue und je nach Blickwinkel und Stimmung immer andere.

Lars Schmidt

Sophisticated Rock Magazin 8/97

Mehr als noch für andere Bands trifft für SATYR die Platitüde zu, daß die Magie ihres Liveauftrittes nur schwerlich in der Studiofassung konserviert werden kann. Dennoch hat die CD für das offene Ohr jede Menge Qualitäten. Zunächst fällt auf, daß SATYR im Vergleich zum Liveauftritt auf den Synthesizer verzichtet haben, statt dessen rücken akustische Instrumente wie Piano, Bratsche, Cello und allerhand Percussion in den Vordergrund. Die Musik selbst zu beschreiben fällt sehr schwer, da sie sehr eigenständig und eigentlich mit keiner Gruppe zu vergleichen ist. So werden die unterschiedlichen Musikstile, wie Progressive Rock, Folk, Klassik, Avantgarde und Ethno kunstvoll miteinander verwoben und die Stimmung wechselt z.T. innerhalb des gleichen Songs mehrfach, mal elegisch, mal schwungvoll, dann wieder eher melancholisch oder auch hektisch. Jedenfalls haben sich SATYR - trotz teilweise kruder Anfänge der Stakkato-Streicherparts - einen Sinn für schöne Melodien bewahrt. Als Beispiel kann z.B. schon der Opener "GENA DHAGENA" herhalten: es beginnt mit einem - dem Gähnen nicht unähnlichen - Brummen in der Basslage, darüber wird dann das indische Traditionell gesungen, ehe Streicher, Bass und Schlagzeuger mit eher von europäischer Folkmusik inspirierten Melodien einsteigen. Abgerundet wird das Ganze dann von einem arabisch angehauchten Pianosolo.

Womit wir bei einem für SATYR sehr markantem Thema sind: Texte und Gesang. Nicht allein mit englischen, deutschen und indischen Texten gibt sich Songschreiber Pierre Bosolum, der im übrigen bildkünstlerisch tätig ist, zufrieden. Wer einen Sinn für versponnene, surrealistische Texte hat, wird seine helle Freude an der CD haben: da ist (größtenteils glücklicherweise in Englisch) die Rede von "Jambischen Marmeladenozeanen", "Käfern, die in der Bowle blubbern" oder hinterherrollenden Ölfässern". Mit Pierre Bosolum (er schon wieder) verfügt die Band über einen sehr charismatischen Sänger, der - unterstützt durch drei Backgroundsängerinnen - die üblichen Pfade des "braven Gesangs" zugunsten exzentrisch klingender Ausflüge verläßt. Alles in allem also eine Musik, die sehr viel Raum für Assoziationen freiläßt.

Gerald Matuschek

Crossover Szenemagazin 9/99

Dionysische Geräusche dringen vom digitalen Speichermedium der quotengleichen achtköpfigen Leipziger Gruppe, welche sich nach dem lüsternen Waldgeist benennt. Der Titel verspricht weder zuviel noch zuwenig – gleich dem Soundtrack einer schamanischen Zeremonie mischen sich Instrumente, menschliche Stimmen und Naturgeräusche zu einem
multiethnischen Gebräu, welches archaisch und gleichzeitig kunstvoll klingt. Bemerkenswert die filigranen streicherlastigen Arrangements, die der expressiven Stimme des Leadsängers Pierre Bosolum Räume öffnen. Hier ist Platz für dessen stimmliche Selbsterfahrungsexkurse, die alle Nuancen menschlicher Lautäußerung ungeglättet zu Gehör bringt. Ein weiterer Pluspunkt ist die surreale und dennoch unmittelbare Poesie der Stücke, die dort, wo fremdländisch, im Booklet übersetzt wird. Einordnen ließe sich die Scheibe allenfalls ins geräumige Fach der World Music, ohne dabei den Kontakt zu experimenteller Rockmucke a la Zappa oder High-Power-Gesang a la Nina Hagen zu verlieren. Die Mischung machts – auf jeden Fall Lust zu mehrmaligem Hören. Ein schon erwähntes informatives Booklet rundet die CD ab, welche produktionstechnisch 1a umgesetzt wurde, überladenen Klangbrei und exzessive Effektgewitter vermeidend.

Thomas Feist

Crossover Szenemagazin 1/02

Das neueste Werk aus dem Hause Bosolum verdient diese Bezeichnung zurecht. Vorgewarnt durch bereits erschienene Satyr-Produktionen empfiehlt sich hundertprozentige Konzentration beim Abhören der 10 Titel, um nur auch nicht eine der filigranen Sequenzen und collagenhafter Verweise zu verpassen, die den Songs ihre Vielschichtigkeit geben. Flächiger Gesang, oft in ungewöhnlichen Tonabständen geführt, bildet das Zentrum der Titel. In klanglicher Symbiose dazu überzeugt die Melange aus konventionellem und abseitigem Instrumentarium. Rhythmus und Fläche ergänzen sich
zu farbigen Soundteppichen, wobei der perkussive Aspekt zuweilen dominiert, nie jedoch nervt. In den Texten, wie auch die Musik allesamt von Mastermind Pierre Bosolum himself fabriziert, spiegelt sich eine surrealistische Welt, die trotz ihrer Abgehobenheit eine Menge Vergnügliches beinhaltet. Hervorzuheben ist, mit welch liebevoller Akribie sowohl das musikalische Arrangement und die tontechnische Konservierung als auch die Bookletgestaltung umgesetzt wurde. U.B.Axe ist eine durchweg empfehlenswerte Produktion für Kopf-Hörer und Audiophile.

Thomas Feist.